Bezirksgruppen-Sommerwochenende 10./11. August 2013 in Willingshausen Alsfeld
Bericht im Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften Heft 3, 2013 von Christoph Freiherr v. Campenhausen.
Höhepunkt war der Vortrag unseres Mitglieds, des Neurologen, Prof. Dr. Gerhard-Michael v. Reutern über den berühmten Maler Gerhard v. Reutern (1794-1865), in dem nach ihm benannten Gerhard von Reutern-Haus in Willingshausen. Der Vorsitzende der Bezirksgruppe Baron Christoph Dellingshausen hatte ihn für die Gestaltung des Sommerwochenendes am 10/11 August 2013 mit 32 Teilnehmern gewonnen. Nach dem Vortrag lud Marielis von Schwertzell zu Willingshausen mit Sohn Dominik und Schwiegertochter Vera in das von einem gepflegten Park umgebene zauberhaft schöne Schloss Willingshausen zu einem Empfang. Für den Abend war in Alsfeld ein festliches Essen vorbereitet mit schönen, ohne Brille lesbaren (!) Tischkarten und dem unerlässlichen Schnaps. Am Sonntag klang das Treffen, wie es begonnen hatte, fröhlich aus nach einer gehaltvollen Führung durch Alsfeld (Fachwerkhäuser, Rathaus, Kirche) und einem fröhlichen Reste-Essen im Hotel Klingelhöfer.
Ohne seine drei Söhne wäre Prof. v. Reutern der letzte Vertreter der Familie des großen Malers. Sein mit wundervollen Lichtbildern unterlegter Vortrag war dem künstlerischen Werk gewidmet, informierte aber auch über die Geschichte seiner Familie und die Willingshäuser Malerkolonie. In Riga erinnert ein erhaltenes Palais an die Familie. Auf dem Lande besaßen die Reuterns mehrere Rittergüter, darunter Loddiger (bis 1834) und Rösthof bei Walk, wo der Maler geboren wurde. Dieser verlor in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 seinen rechten Arm und musste deshalb als Rittmeister aus dem Militärdienst ausscheiden. Der künstlerisch begabte Reutern wurde von Goethe ermutigt, sich einarmig als Maler fortzubilden. Er wurde zu einem führenden Vertreter der Deutschen Malerei im Übergang der romantischen Epoche zum frühen Realismus. Für den Erfolg entscheidend war die Förderung in Willingshausen. Die Verbindung kam durch seinen Bruder zustande, der eine Tochter Schwertzell geheiratet hatte. Gerhard heiratete eine andere Schwertzell-Tochter. Wunderbare Familienportraits mit dem Interieur des Schlosses Willingshausen im Hintergrund erinnern an die verwandtschaftliche Verbindung.
In Willingshausen traf Reutern 1814 mit dem bedeutenden Zeichner und Graphiker Ludwig Emil Grimm zusammen, dem Bruder der beiden berühmten Germanisten und Märchensammler. Die beiden jungen
Künstler zeichneten die Schwälmer Bauernbevölkerung und Landschaft. Gerhard v. Reutern schuf außerdem wundervolle Aquarelle. Durch ihn und Ludwig Emil Grimm wurden befreundete Maler nach
Willingshausen gelockt.. Das war der Anfang der Willingshäuser Malerkolonie, die im 19. und 20. Jahrhundert mehr als 200 Künstler anzog. Werke vieler Willingshäuser Maler kann man
heute im Gerhard von Reutern-Haus sehen, das von einem Verein gertragen wird. Dessen Vorsitzender, Helmut Geißel berichtete von der 200 jährigen Geschichte der Künstlerkolonie.
Von Reuterns Verbindung zu Goethe zeugt eine kunstvolle allegorische farbige Komposition auf Papier mit Anspielungen auf alle Lebensstationen des Malers. In der Mitte hatte er ein Felld
freigelassen, in das Goethe eigenhändig ein Gedicht eintrug. Reutern stand später im Dienst des Zaren, der ihm eine Ehrenpension gewährte. Dadurch war er zu weiten Reisen genötigt. Seine Familie
ließ er meistens in Willingshausen zurück. Versuche, sich in Livland niederzulassen, waren nicht erfolgreich.
Das Gesamtwerk des Malers ist bsiher nicht erfasst worden. Es ist nicht bekannt, wie viele von seinen Werken an den Zarenhof nach St. Petersburg geschickt wurden und was davon in russischen Magazinen erhalten ist. Hier tut sich ein vielversprechendes Arbeits- gebiet für Kunsthistoriker auf - zum Ruhme der Baltischen Riitterschaft.
Jung trifft Alt im Märchenwald
Um einen kleinen kulturellen Leckerbissen mit einem fröhlichen Beisammensein aller Generationen zu verbinden trafen sich Jung und Alt anlässlich des Grimmjahres am Sonntag, dem 16. Juni 2013 bei den Hanauer Märchenfestspielen im Schlosspark von Philippsruhe.
Zum Auftakt des „kulturellen“ Nachmittags traf man sich zunächst im Hause von Gabriele und Felix v. Brevern zu einem kleinen Imbiss in der
Waldsiedlung in Hanau-Großauheim. Nach erster Stärkung machten sich die Teilnehmer auf den Weg zum Amphitheater, einer überdachten Freilichtbühne im Garten von Schloss Philippsruhe wo das Märchen
„König Drosselbart“ zur Aufführung kam.
In dem Märchen ging es um eine junge, verwöhnte und hochmütige Prinzessin, die verheiratet werden sollte. Doch sie hatte an jedem etwas auszusetzen, sie verspottete und verhöhnte alle geladenen
Freier. Des einen Königs Kinn verglich sie sogar mit dem Schnabel einer Drossel, worauf er den Spitznamen „König Drosselbart“ erhielt. Der Vater, von der Arroganz seiner Tochter derart wütend,
verheiratete sie daraufhin mit dem nächstbesten Bettler, der vor dem Tore stand. Wie diese Geschichte weiterging und welche Wege die hochmütige Prinzessin gehen musste, um geläutert zu werden,
wurde in dem Theaterstück bildlich dargestellt. Ein Stück, das nicht nur Kinderaugen zum strahlen brachte, sondern die Augen der erwachsenen Theatergäste auch ab und an nicht trocken
ließ.
Im Anschluss an die Aufführung versammelte man sich wieder zum gemütlichen Kaffeetrinken und Ausklang des Theaternachmittages im Hause v. Brevern. Den Gastgebern dafür ein herzliches Danke schön.
Schlüsselwerke, große Namen und Epochen im Frankfurter Städel
Am 17. April 2013 konnten 20 interessierte Teilnehmer der Bezirksgruppe eine Sonderführung durch die ständige Sammlung des
Frankfurter Städel-Museums genießen.
Baronin Britta v. Campenhausen
zeigte uns als versierte Kunstvermittlerin grundlegende Entwicklungen der Kunstgeschichte auf, lieferte uns gezielte, sehr informative Hintergrundinformationen zu Bildern und wir konnten uns mit
Schlüsselwerken und großen Künstlernamen der verschiedenen Kunstrichtungen vertraut machen.
Ausgewählt aus über 2.900 Gemälden, 500 Fotografien und rund 100.000 Zeichnungen und
Druckgraphiken gibt die Städelsche Sammlung einen reichen Überblick über 700 Jahre europäische Kunstge-chichte – vom Mittelalter über die Renaissance, Barock und klassische Moderne bis hin in die Gegenwart. Höhepunkte der internationalen bedeutenden
Sammlung sind Werke von Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Sandro Botticelli, Rembrandt und Jan Vermeer, von Claude Monet, Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann und Francis Bacon
sowie Gerhard Richter.
Einen geselligen Ausklang des spannenden Museumsbesuchs bildete anschließend die Einkehr in das Restaurant „Fundus“ am Schauspielhaus Frankfurt bei Speis und Trank.
Sonderausstellung zu Königinnen der
Merowinger
Am 13. Februar 2013 besuchte eine Gruppe von rund 20 Teilnehmern der Bezirksgruppe eine Sonderführung im Archäologisches Museum Frankfurt.
Bei keiner anderen Dynastie der germanischen Völkerwanderungsreiche wissen wir so viel über Königinnen, Konkubinen und Königstöchter wie bei den Merowingern. In einer von Kriegern und Klerikern
dominierten Zeit konnten Königinnen eine außergewöhnliche Stellung erlangen und das geistige Leben prägen. Drei dieser Königinnen aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. gaben sich im
Archäologischen Museum Frankfurt ein Stelldichein.
Selten ist es gelungen, archäologische Funde und Befunde so spannungs- und ergebnisreich mit der historischenÜberlieferung zu verknüpfen wie in dieser Ausstellung. International renommierte Historiker und Archäologen präsentierten ihre neuesten Forschungsergebnisse zu diesen exzeptionellen Grabschätzen und ihrer kulturhistorischen Stellung. Schatzkunst, Textilkunst und Trachtenkunde sowie die Sitte der Kirchenbestattung bildeten dabei die Schwerpunkte. So wurden diese herausragenden Frauen, ihre Persönlichkeit und ihr Schicksal wieder lebendig.